Kirchenmusik
Nach der eindrucksvollen Aufführung des von Charpentiers Te Deum und des weihnachtlichen Teils des Messias von G. F. Händel im Dezember lädt unser Chor nun herzlich ein zu einem
Konzert am 23. April 2023 – 19 Uhr
zum Gedenken an die Opfer der Corona Pandemie
Auferstehungskirche Herford-Laar, Laarer Str. 299, 32051 Herford
Die Pandemie hat vielen Menschen überall in der Welt viel Not und Einsamkeit gebracht. Die ausgewählten musikalischen Werke sollen uns anregen, dieses Leids zu gedenken.
„Ehrfurcht vor dem Leben ist Ergriffensein“
Aufführende: Chor der Auferstehungskirche Laar
Orchester aus Musikern der Nordwestdeutschen Philharmonie Herford
Leitung: Christiane Schmidt
Giovanni Gabrieli, Sonata octavi toni a12 op. 184
Giovanni Gabrieli 1585 – 1612 in Venedig war venezianischer Kirchenmusiker am Markusdom in Venedig und einer der bedeutendsten Musiker der venezianischen Schule am Übergang von Renaissance hin zum Barock.
Sein avantgardistisches Werk zog Musiker aus ganz Europa nach Venedig. Sein berühmtester Schüler wurde Heinrich Schütz. Auf Kosten der Familie Fugger studierte Giovanni Gabrieli Musik beim berühmten Orlando di Lasso in München am Hof Herzog Albrecht V. von Bayern. Mit ihm studierte auch sein Freund Hans Leo Hassler, einer der später bedeutenden deutschen Komponisten.
Der Markusdom pflegte eine lange musikalische Tradition auf höchstem Niveau und dank der künstlerischen Tätigkeiten am Dom avancierte Giovanni Gabrieli zu einem der bekanntesten Komponisten Europas. Die Mode, die mit seinem einflussreichen Sammelband Sacrae symphoniae (1597) begann, war so verbreitet, dass Komponisten aus ganz Europa zu ihm nach Venedig kamen, um bei ihm Musik zu studieren.
Als fast Zwanzigjähriger erlebte er von 1575 – 1577 die Pest Epidemie in Venedig, die als Gottesstrafe verstanden wurde. Noch heute wird am 2. Sonntag im Juli zur Festa del Redentore die Prozession zur Votivkirche durchgeführt. Am Abend zuvor findet im Bacino die San Marco ein spektakuläres Feuerwerk statt, zu dem die ganze Stadt und ihre Besucher zusammenkommen. So prägt das seinerzeitige Gelübde des Dogen von 1576 den Kalender der Stadt bis in die Gegenwart und hält die Erinnerung an die Befreiung Venedigs von einer der schlimmsten Katastrophen seiner Geschichte wach.
Wir erinnern zu Beginn des Konzertes mit der Sonata octavi toni a12 in D-Dur op. 184 aus der Sammlung Sacrae Symphoniae (1597) an den Barockmeister Giovanni Gabrieli, der in Venedig die Pest-Pandemie überlebt hat.
Gabrielis Werk ist bis heute ein einzigartiges Denkmal der Instrumentalmusik eines genialen Komponisten der Hochrenaissance.
Johann Sebastian Bach, Christ lag in Todesbanden, Kantate BWV 4
Die wahrscheinlich um 1707 in Mülhausen entstandene Kantate BWV 4 gehört sicher zu Bachs frühesten Kirchenkompositionen, die ausschließlich auf dem kernigen Osterlied Martin Luthers von 1524 beruht. Bach zieht mit den fantasievollen Stimmkombinationen und einleuchtenden Themenbildungen formal und motivisch alle Register, die der junge Organist Bach in seiner jahrelangen Beschäftigung erprobt hatte. Beginnend mit der Symphonia vollzieht sich Strophe für Strophe ein geistliches Drama.
Bach baut jeden Satz als Variation über die Choralmelodie auf, im letzten Satz erklingt sie in ihrer „Urform“, einem kraftvollen Choralsatz. In der Tat prägt die Melodie die Struktur jedes Satzes und doch unterscheidet sich jeder Satz von seinen Geschwistern.
Jeder Vokalsatz vertont den Text einer Strophe des Chorals. Ein weiteres interessantes Merkmal von Bachs Behandlung der Melodie ist die separate Behandlung des letzten Wortes jeder Strophe - „Alleluja“.
Dadurch entstehen im Wesentlichen Variationen innerhalb von Variationen. Schon in der Symphonia erklingt die Choralmelodie, wobei Bach jedoch den Rhythmus stark variiert. Das Hauptmerkmal der Melodie, das Bach ausnutzt, ist ein einleitender absteigender Halbtonschritt, für Bach oft das Symbol des Leidens.
Der Eingangschor ist einer von Bachs größten. Vom Konzept lehnt er sich an Orgelvorspiele an, die auf Choralmelodien basieren und in denen man ein eigenständiges musikalisches Argument hört, das in langen Noten gegen die Melodie gesetzt wird.
Bach spielt kontrapunktisch mit den „Alleluja‘s“, von denen eines nach dem anderen atemlos, synkopisch, a la breve in allen Stimmen herausstürmt.
Inspiriert durch J.E. Gardiners Vorbild werden die Arien in unserem Konzert überwiegend chorisch besetzt.
Felix Mendelssohn Bartholdy, Christe, du Lamm Gottes, Choralkantate MWV a5
Schon während Mendelssohns Lehrjahren bei Carl Friedrich Zelter spielte die Choralbearbeitung eine große Rolle und die Beschäftigung mit dem evangelischen Choral zieht sich durch sein symphonisches Schaffen. Die im Zusammenhang mit der Wiederaufführung der Matthäus- Passion (1829) besonders intensive Auseinandersetzung mit dem Werk Bachs führte zur Komposition von „Christe, du Lamm Gottes“ für Chor und Instrumente.
1827 wendete sich Mendelssohn der Komposition dieser Kantate zu. Das „Christe, du Lamm Gottes“ Martin Luthers, als deutsches „Agnus Dei“ eng mit dem Gottesdienst verbunden, bildet im Text und Melodie die alleinige Grundlage für Mendelssohns Bearbeitung.
Drei Mal tritt der Cantus Firmus als zentrierende Mitte in Erscheinung, eingebettet in ein polyphones Gewebe, das seine Figuren aus der Choralmelodie bezieht.
Mendelssohns „Christe, du Lamm Gottes“ spiegelt ein sicheres Gefühl für Dramaturgie, lebhafte Wortmalerei und einen stets großartigen Umgang mit Stimmen und Instrumenten wider.
In der protestantischen Kirchenmusik war der evangelische Kirchenchoral im Verlauf des 18. Jahrhunderts nahezu zur Bedeutungslosigkeit verfallen. Es ist auch Mendelssohns Verdienst, den kreativen Umgang mit dieser Tradition wiederbelebt zu haben.
Gabriel Fauré, Requiem op. 48
Komposition für Sopran und Bariton, 4 – 6-stimmigen Chor und Orchester
(Fassung für Kammerorchester)
Erdentrückende und heitere Entschwebung Faurés Requiem ist ein kleines Kuriosum der Musikgeschichte, steht es doch abseits der großen Tradition des 19. Jahrhunderts, das sich voller Inbrunst auf das „Dies irae“ stürzte und diesen Satz zum nervenaufreibenden Zentrum der Requiems erhob. Genannt seien hier nur Berlioz und Verdi. Auf Dramatik und Theatralität verzichtet Fauré vollkommen, vielmehr zielt er auf Innigkeit.
Seine Musik ist sanft und weich, vermittelt Güte, ohne die Seele der Verstorbenen mit den Schrecken des Höllenfeuers und des Jüngsten Gerichts zu konfrontieren.
Die zentralen Aussagen lauten: Verzeihung, Vergebung und Erlösung. Im Zentrum des Requiems, eines der bedeutendsten Werke von Fauré, steht als vierter Satz „Pie Jesus“, dem Camille Sait-Saens besondere Wertschätzung entgegenbrachte.
Der Höhepunkt der erdentrückenden und heiteren Entschwebung wird im abschließenden „In paradisum“ erreicht. „Ins Paradies mögen Engel dich geleiten, wohne in ewiger Ruhe“. Fauré selbst bemerkte zu seinem Requiem, das auf bestimmte Textteile der Liturgie verzichtet (Dies irae, Tuba mirum, Rex tremendae), jemand habe es ein „Wiegenlied des Todes“ genannt.
„Aber genauso verstehe ich den Tod: eher eine freudige Erlösung und Hoffnung auf jenseitiges Glück als ein schmerzvoller Übergang“. Das Requiem von Gabriel Fauré ist anders als alle anderen: keine Dramatik steht hier im Mittelpunkt, sondern Trost und Hoffnung. Mit seiner Vertonung der lateinischen Messe schuf Fauré ein Werk von elegischer Sanftheit.
Dieses Requiem ist eine Sternstunde der Musik.
Für ostwestfälische Musikinteressierte und Musizierende ein lohnenswertes Konzert.
Kartenvorverkauf: Hanna Storck, Tel. 05221 32690, Mail: hanna.storck@gmx.de
Nummerierte Plätze 20 €, ermäßigt 15 €
KINDERMUSICAL 2023
Besetzung: 1stg Kinderchor, Solo (Sprechgesang), 16 Sprechrollen, stumme Rollen, Fl, Vl, Vc, Pfte, 2 Keyboards, Orff-Instrumente
Sprache: deutsch
Dauer: 45 min
In der letzten Sommerferienwoche, vom 31.7. bis 4.8. gibt es in rund um das Laarer Gemeindehaus wieder Musical-Ferienspiele für Kinder und Jugendliche von 8-16 Jahren. Es steht das Stück "Joseph und seine Brüder" von Christiane Gschwandtner auf dem Programm. Das ist ein Stoff, aus dem man eine ganze Fernsehserie machen könnte: Liebe, Eifersucht, Verrat, Karriere, Hungersnot, Hinterlist, Verzeihen - die über 3000 Jahre alte Geschichte aus dem Alten Testament steckt voller aktueller Bezüge und lädt mit spritzigen Dialogen und eingängigen Liedern zum Nachgestalten der Geschichte von Streit und Versöhnung der Geschwisterschar ein.
Täglich wird von 9.00 Uhr - 15.00 Uhr gesungen, der Text erarbeitet und gelernt, Theater gespielt, sich zur Musik bewegt, darüber hinaus werden auch Kostüme und Bühnenbilder selbst hergestellt. Für 2. Frühstück, Mittagessen und Getränke wird gesorgt.
Am Freitag, den 4.8. findet um 17.00 Uhr die abschließende Aufführung in der Kirche statt.
Als Kostenbeitrag werden vom ersten Kind einer Familie 50 Euro erhoben, Geschwisterkinder zahlen die Hälfte.
Liebe Kinder, habt Ihr Lust mitzumachen – dann seid dabei!